Warum am 11.11. ?

Es ist auffällig, dass in Deutschland Fastnacht nur in den überwiegend katholischen Gebieten gefeiert wird. Dass die Fastnacht was mit „Fasten“ – also mit Religion – zu tun hat, sagt bereits der Name. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde in den heute überwiegend evangelischen Gebieten die Fastenzeit abgeschafft und damit dort allerdings auch der Grund für Fastnacht und Aschermittwoch.

Fastnacht, das ist die Nacht vor dem Fasten, vor dem kirchlichen Fleischverbot. Da galt es noch schnell die (damals) verderblichen Fleischvorräte zu verzehren und zwar restlos. Ohne Branntwein war das wohl nicht zu schaffen. Und warum nicht noch mal so richtig auf den Putz hauen? Aber am 11.11. ?

Vor den hohen Festtagen wurde lange vierzig Tage gefastet! Beispiel Ostern, ein bewegliches Fest, stets am Sonntag nach dem Frühlingsvollmond: Rechnet man vierzig Tage zurück und zählt die sechs Sonntage hinzu, an denen der Verzehr von Fleisch erlaubt war, landen wir beim Aschermittwoch als Tag des Fastenbeginns.

„Nichts Neues“ werden viele sagen. „Was hat das mit dem 11.11. zu tun?“. Nun, denken wir an das Geburtsfest Christi. Auch vor Weihnachten wurde seit etwa dem Jahre 350 vierzig Tage lang gefastet und bei Rückrechnung landen wir unweigerlich beim 11.11.. Für das Datum musste schließlich auch die Martinsgans ihr Leben lassen. Später hat die Kirche diese Fastenzeit abgeschafft. Die besinnliche Adventszeit sollte zur Vorbereitung auf Weihnachten genügen. Auch die Narren respektieren dies und halten die Füße ruhig.

Vierzig Tage Fasten, das hält nicht jeder durch! Unsere Nachbarn, die Franzosen, teilweise die Luxemburger und auch Belgier, haben schon nach zwanzig Tagen davon die Nase voll. Sie unterbrechen die vorösterliche Fastenzeit, um nochmals tüchtig Fastnacht zu feiern mit Bällen und Umzügen. Das nennen unsere Nachbarn „Mittfasten“ (von Mitte) oder mi-careme. Wir brauchen nur über die Grenze zu schauen, können hinfahren und mitmachen.

„Mittfasten feiern?“ Warum nicht auch in Brotdorf? Wir leben doch im 3-Länder-Eck. Sind wir offen für Neues und Ungewöhnliches? Was wird die Mehrheit unsere Mitglieder, der Vorstand oder der Brauchtums-Ausschuss unseres Verbandes dazu sagen? Mal in Ruhe nachdenken – eigentlich sind wir auch ohne weitere Verpflichtungen ein sehr aktiver Dorfverein.

Helmut Backes, Beitrag zur Brauchtumspflege 11/2010

Einst ein Schimpfwort

In der 2ten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts waren es die Ärmsten der Armen, die Tagelöhner und Leute ohne Stand, die in den Niederungen der unteren Saar und am Seffersbach Frösche fingen, um die von Feinschmeckern begehrten Schenkelchen auf die Märkte bis nach Metz und Nancy zu liefern.

Die Betreiber des blutigen und grausamen Handwerks waren wenig angesehen oder gar verachtet. So kam es in der Umgangssprache zu den Schimpfwörtern Quakenbacher, Baachemer Kauz oder Mettlacher Mook, mit denen sich die damals einander nicht immer wohl gesinnten Dörfler früher beschimpften. Heute sind die früheren Schimpfwörter zu Traditionsbezeichnungen in einigen Namen von Vereinen und Festen geworden.

Helmut Backes, Beitrag zur Brauchtumspflege 06/1990

Eine Blamage

Sie blamieren sich unsterblich, hochgeschätzter Leser, wenn Sie im Saarland Fasching feiern, zu einer Faschingsveranstaltung einladen oder gar ein Faschingskostüm tragen. Warum? Fasching, das ist die Fastnacht wie sie nur in Bayern oder Österreich gefeiert wird – mit den dortigen Bräuchen. In unserer schönen Heimat gibt es alles Mögliche – aber überhaupt keinen Fasching!

Im Saarland wird Fastnacht oder auch Karneval gefeiert. Und nichts anderes! Überzeugen Sie Ihre Mitmenschen von Ihrer „überaus beeindruckenden“ Allgemeinbildung und benutzen Sie hierzulande anstelle des Unwortes stets die richtige Bezeichnung für Ihre närrischen Aktivitäten: Fastnacht (Föösend) oder Karneval.

Helmut Backes, Beitrag zur Brauchtumspflege 11/2002